«Der Goldene Koch ist die Formel 1 der Kochbranche!»
Seit 30 Jahren prägen die beiden Organisatoren Lucien Mosimann, 68, und Armin Fuchs, 73, den Goldenen Koch. Bevor sie sich in den Ruhestand verabschieden, offenbaren sie im Doppelinterview das Geheimnis ihres Erfolges, schwärmen übereinstimmend vom Kochberuf und verraten, weshalb sie in ihrer eigenen Küche nur wenig zu melden haben.
1991 initiierte Lucien Mosimann, damals Leiter Marketing und Verkauf bei der Kadi AG, den Kochwettbewerb Goldener Koch. Sein Ziel: Die Produkte und die Marke des Unternehmens bekannter zu machen. Juror der ersten Stunde an seiner Seite war unter anderem Armin Fuchs, damals schon bekannter und renommierter Fachlehrer. Was vor 30 Jahren ganz klein anfing, hat sich zum berühmtesten und prestigeträchtigsten Kochwettbewerb der Schweizer Gastronomie entwickelt. Jetzt übergeben die Beiden ihr Werk in neue Hände.
Lucien Mosimann, Armin Fuchs, wie erklären Sie sich den überragenden Erfolg des Goldenen Koch?
Lucien Mosimann: Er gründet auf drei Pfeilern: Den stets bestmöglichen Kandidaten, renommierten Jurymitgliedern aus der Gastronomie und der Professionalität von Kadi, welche den Goldenen Koch seit Beginn mitträgt und weiterentwickelt. In den ersten zehn Jahren haben Armin Fuchs und seine Kollegen als Juroren und ich als Organisator mit unserer Aufbauarbeit eine solide Basis gelegt, um 2004 mit einem neuen Konzept zu starten, ab dann mit Armin Fuchs als Wettbewerbsleiter. Seither ist der Wettbewerb stetig gewachsen.
Armin Fuchs: Was aber immer gleich geblieben ist, war unser Fokus auf höchste Qualität im Wettbewerb, und zwar in allen Belangen.
Wie überzeugten Sie in den ersten Jahren die Köche zur Teilnahme? Diese mussten zu Beginn ja noch mit den Fertigprodukten von Kadi kochen, das war bestimmt eine Herausforderung.
Lucien Mosimann: Es klappte, weil wir von Beginn weg eine Fachjury hatten, die in der Wettbewerbsszene sehr bekannt war. Das Vertrauen war also da. Und so wurde es rasch zu einer Prestige-Sache, am Goldenen Koch teilzunehmen.
Armin Fuchs: Es war tatsächlich nicht selbstverständlich, dass sich Spitzenköche zu Fertigprodukten bekennen. Erstaunlicherweise funktionierte es. Hinzu kam, dass die Köche durch die Teilnahme an unserem Wettbewerb praktisch zur Elite aufstiegen. Und sie bekamen sehr viel Aufmerksamkeit. Das alles wirkte motivierend.
Heute gibt es viele Kochwettbewerbe. Warum soll man sich ausgerechnet für den Goldenen Koch entscheiden? Wie bewerten Sie generell den Stellenwert von Kochwettbewerben für die Gastro-Branche?
Armin Fuchs: Unbedingt und immer noch wegen des Prestiges, das sogar ausgebaut wurde. Wer sich bei uns qualifiziert, bekommt enorm viel Aufmerksamkeit in der Branchenöffentlichkeit, und diese ist unbezahlbar. Kochwettbewerbe sind das, was in der Autobranche die Formel 1 ist. Die ganze Kochkunst entwickelt sich in dieser Szene, inklusive aller Innovationen. So wurde bei uns etwa schon vor 30 Jahren alles verarbeitet, Food Waste war nie ein Thema.
Lucien Mosimann: Für mich steht die Weiterbildung durch Wettbewerbe im Vordergrund. Die Kandidaten beobachten einander und lernen neue Kniffe und Tricks.
Was hat Sie beide motiviert, so lange als Organisatoren an Bord zu bleiben?
Armin Fuchs: Die Dynamik und das fortschrittliche Konzept des Wettbewerbs. Wir beide hatten nie Angst vor selbstkritischen Fragen. Das hat enorm viel ausgelöst. Wir konnten unsere Stärken verbinden und damit Unglaubliches schaffen. Lucien Mosimann ist ein sehr guter Motivator und Organisator. Und ich habe mein fachliches Wissen eingebracht und ihn damit unterstützt.
Lucien Mosimann: Mir tat Armin als Fachlehrer leid. Ich dachte, den muss ich zusätzlich beschäftigen (beide lachen). Jeder von uns ist sehr offen und hilfsbereit. Auf das Fachwissen von Armin Fuchs konnte ich mich zu hundert Prozent verlassen.
Gibt es eine gemeinsame Episode, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Lucien Mosimann: Ja. Einmal hatten wir einen Kandidaten, der frisch verliebt war und seine Freundin dabei hatte. Er hätte um neun Uhr starten sollen, tauchte aber im Vergleich zu den anderen nicht eine Stunde früher auf. Als er selbst um 8.45 Uhr noch nicht da war und wir so langsam nervös wurden, schickte ich alle los, um ihn zu suchen. Er sass mit seiner Freundin ganz entspannt beim Frühstück und meinte, er müsse ja erst um neun Uhr anfangen. Er war total relaxed, ich hingegen fix und fertig (lacht).
Köche und besonders Spitzenköche sind mit hohem Druck konfrontiert. Raten Sie jungen Menschen trotzdem, sich für diesen Beruf zu entscheiden?
Lucien Mosimann: Selbstverständlich. Mir hat der Kochberuf sehr viele Möglichkeiten gegeben, und er war eine tolle Basis für meinen Berufsweg in der Lebensmittelbranche. Ich freue mich besonders, dass eines meiner Enkelkinder ebenfalls Koch geworden ist.
Armin Fuchs: Ich habe eine Tochter, welche die Kochlehre und danach die Hotelfachschule absolviert hat. Einer ihrer Söhne ist schon sehr interessiert, der Mama in der Küche zu helfen. Wenn ich also Glück habe, gibt es einen Nachfolger für mich in der Familie. Ich würde jedem empfehlen, Koch zu lernen. Mir hat dieser Beruf alles gegeben und mir ermöglicht, die ganze Welt zu sehen, erfolgreich an Wettbewerben teilzunehmen sowie als Fachlehrer einen guten Lebensstandard zu geniessen.
Einige Köche sind heutzutage fast so berühmt wie Popstars. Helfen diese der Branche? Oder vermitteln sie ein unrealistisches Bild des Kochberufs?
Lucien Mosimann: Sie helfen auf jeden Fall, den Beruf bekannt zu machen und den beruflichen Nachwuchs zur Kochausbildung zu animieren. Wir hatten es oft mit grossen Namen im In- und Ausland zu tun, und ich staune, wie offen diese Spitzenköche sind und wie gern sie ihr Wissen weitergeben. Solche Leute brauchen wir in der Branche.
Armin Fuchs: Berühmte Spitzenköche sind medial sehr präsent, das wirkt natürlich motivierend. Dennoch haben wir Mühe, Nachwuchs zu finden. Vielleicht ist dieser Mangel Sinnbild unserer Gesellschaft, denn viele Eltern glauben, ihre Kinder müssten studieren. Hier braucht es ein Umdenken, sonst essen wir eines Tages nur noch Pizza und Kebab.
Was wünschen Sie ihren Nachfolgern?
Armin Fuchs: Ich wünsche mir, dass sich die Neuen weiterhin darum bemühen, das hohe Niveau des Wettbewerbs zu halten.
Lucien Mosimann: Und ich wünsche mir, dass die Köche weiterhin im Mittelpunkt aller Überlegungen und Aktivitäten stehen.
Apropos Köche im Mittelpunkt: Wer ist der Küchenchef bei Ihnen daheim?
Armin Fuchs: Wenn Sie meine Frau fragen, ist sie der Chef in der Küche, zumal auch sie gelernte Köchin ist. Aber wenn Besuch kommt, koche ich. Nur dann akzeptiert mich meine Frau als Küchenchef.
Lucien Mosimann: Bei mir ist es etwas komplizierter. Wegen meiner Sehbehinderung kann ich kaum mehr kochen. Also kocht meine Frau, zum Glück sehr gut. Indirekt haben wir aber oft Krach. Ich sage ihr nämlich, es habe zwar toll geschmeckt, aber meine Mama könne es halt doch ein bisschen besser...! (lacht).
Wie sehen Ihre Pläne für den Ruhestand aus?
Lucien Mosimann: Ich bleibe noch etwas aktiv beim Bocuse d’Or Suisse. Und unsere Enkelkinder werden vermehrt bei uns sein, das finde ich spannend. In meinem Dorf nehme ich zudem seit einiger Zeit soziale Aufgaben wahr.
Armin Fuchs: Ich unterstütze eine Metzgerei und das eine oder andere Restaurant als Motivator und Instruktor, das werde ich hobbymässig weitermachen. Ausserdem fische ich sehr gern, und zwar auf der ganzen Welt. Mir wird nicht langweilig werden.
Mit welchem Gefühl verabschieden Sie sich vom Goldenen Koch?
Lucien Mosimann: Ich muss sagen, ich freue mich aufzuhören. Wir waren lange dabei, und es war eine wunderschöne, aber auch anstrengende Zeit. Wir hatten viel Freude und viel Erfolg. Ich bin zufrieden, den Goldenen Koch an diesem Punkt zu übergeben.
Armin Fuchs: Am dankbarsten bin ich für die Freundschaft zu Lucien. Diese nehme ich gern in den Ruhestand mit.
Armimn Fuchs, Lucien Mosimann, wir danken Ihnen für das Gespräch.
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