Der Konditor aus dem Muotathal – urchig, bodenständig, einfach gut
Was einst als eine einfache Dorfbäckerei seinen Anfang nahm, ist heute eine Unternehmung mit über 130 Mitarbeitenden. Die Conditorei Schelbert AG aus dem Muotathal hat sich in ihrer über 100-jährigen Geschichte stetig weiterentwickelt. Dabei lässt sie sich auch von Rückschlägen nicht unterkriegen – und weiss Partner an ihrer Seite wie die Gschwend AG Gastro-Bau, auf deren Unterstützung sie auch im Notfall zählen kann.
Es ist ein reges Kommen und Gehen an diesem Herbsttag im Café Schelbert in Brunnen. Sämtliche Plätze im Innern sind besetzt, draussen suchen sich Gäste einen Platz an der Sonne und an der Theke stehen sie an, um ihr gewünschtes Produkt für unterwegs zu bestellen. «Charästei», «Alti Zwätschgä» oder «Hölloch»-Chräpfli (namentlich angelehnt an eine Höhle im Muotathal, die zu den grössten weltweit gehört) heissen die Spezialitäten: urchig, originell und bodenständig. Diese Muotathaler Qualitäten hat der Detailhandel auch für seinen Verkauf entdeckt. So finden sich Konfekte und die Muotathaler Rahmkirschtorte in Filialen von Coop und Globus. Zu verdanken ist dies der innovativen und weitsichtigen Art der Familie Schelbert. «Bei uns findet man nirgendwo englische Namenskreationen. Wir wollen uns nicht verstellen und sind, wer wir sind», erklärt Geschäftsführer Reto Schelbert. Er, der in der Schwyzer Gemeinde Muotathal auch als «z’Konditers Reto» bekannt ist. Ein Überbleibsel, als es noch keine Strassennummern gab, aber viele Schelberts, Gwerders und Heinzers. «Wenn man von ‹z’Konditers Reto› spricht, weiss jeder, wer gemeint ist», so Schelbert lachend.
Die Conditorei Schelbert AG war zu ihren Anfängen im Jahr 1906 eine von sechs Dorfbäckereien und hat sich, in vierter Generation agierend, zu einem statthaften Unternehmen mit überregionalem Bezug etabliert. Fünf Filialen, vier davon mit Café, zählt die Konditorei: Zwei in Brunnen, eine in Seewen, eine in Sattel sowie das Mutterhaus in Muotathal, dort wo alles produziert wird, und von wo sämtliche Produkte in die Region transportiert werden. Dazu gehören auch Gastronomie- und Hotellerie-Betriebe, die direkt beliefert werden. 136 Mitarbeitende sind im Familienunternehmen engagiert, alleine 30 Personen agieren in der Produktion und Distribution, während die Verkaufsstellen viele Teilzeitmitarbeitende zählen bei einer Sieben-Tage-Woche.
«Wir wussten, hier müssen wir sofort Hand bieten, um rasch eine Lösung zu finden.»
Bauplanung aufgrund einer Notlage
Im eingangs beschriebenen Café in Brunnen wurden allerdings monatelang keine Brote über den Tresen gereicht, keine süsse Versuchung als Geschenk verkauft und kein Zmittag serviert. Ein Brand zerstörte im April 2023 die Filiale des Familienunternehmens. Zurück blieben verkohlte Überreste und Rauch in allen möglichen Ritzen – aber keine am Boden zerstörte Inhaberfamilie. Nach der Hiobsbotschaft und dem ersten Schock, stoppten die Geschäftsführer Amanda und Reto Schelbert die weitere Produktion und nahmen den Telefonhörer in die Hand. Kurz nach dem Gespräch mit der Versicherung folgte der Anruf an Raymond Zürcher, Geschäftsführer und -inhaber der Gschwend AG Gastro-Bau aus Thun. Denn das Inhaberpaar entschied sofort: Die Filiale muss wieder aufgebaut und schnellstmöglich geöffnet werden. «Für uns war klar, dass wir hierfür Raymond und sein Team an unserer Seite brauchten», sagt Schelbert gegenüber GOURMET. Raymond Zürcher erinnert sich gut an diesen Moment: «Wir wussten, hier müssen wir sofort Hand bieten, um rasch eine Lösung zu finden. Wir befanden uns allerdings in einer hektischen Phase und mussten innerhalb des Teams Kapazitäten schaffen.»
Über dreissig Jahre kennen sich die beiden Partner. Die Eltern Annemarie und Odilo Schelbert setzten schon 1992 auf die fachliche Kompetenz der Firma Gschwend AG Gastro-Bau für den Umbau ihres Mutterhauses in Muotathal, während einige Jahre später auch die Filiale im nahe gelegenen Seewen mit Gastro-Bau umgesetzt wurde. So übernahmen die Spezialisten für Projekte für Gastronomie, Hotellerie und Ladenbau die Koordination mit Behörden und Versicherung, brachten mit ihren Ideen ein lebendiges und energieeffizientes Konzept zutage und sorgten dafür, dass die Pläne in Zusammenarbeit mit lokalen Handwerkern nach Wunsch umgesetzt wurden. «Bereits mit der ersten Visualisierung haben sie vollends unseren Geschmack getroffen», sagt Schelbert, der wie seine Frau Amanda, bereits eine gute Vorstellung hatte, wie die Räumlichkeiten aussehen sollten. Und im 500 Quadratmeter grossen Showroom der Firma Gschwend konnten sie sich ein reales Bild von Material, Farbe und Haptik machen. «Das Resultat ist einfach hervorragend. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich unsere neue Verkaufsstelle betrete.»
«Wir haben das Element Holz sehr fokussiert eingesetzt, beispielsweise in Wand- und Theken-Elementen oder in der Beleuchtung.»
Dahinter liegen vier intensive Monate der Planung und drei weitere der Bauzeit. «Wir haben jeden Zentimeter voll ausgenutzt», sagt Reto Spring, Innenarchitekt und Marketingspezialist der Gschwend AG Gastro-Bau. Heute befindet sich die Ladenlokalität auf dem neusten Stand in Sachen Brandschutz, behindertengerechte Zugänge, Energieeffizienz und ist mit neuesten Geräten ausgestattet. Den Bauherren war wichtig, im Innern mit natürlichen Materialien zu arbeiten. «Wir haben das Element Holz sehr fokussiert eingesetzt, beispielsweise in Wand- und Theken-Elementen oder in der Beleuchtung», sagt der Innenarchitekt der Firma Gschwend AG und ergänzt: «Die vorherige Ladenlokalität hatte einen kühlen Touch. Wir wollten unbedingt mehr Wärme und Atmosphäre integrieren.» Nur bei einem Punkt waren sich die Gastgeber unsicher: das Farbkonzept. Doch liessen sie sich auf die Expertise der Thuner Firma ein und sagen heute: «Wir sind froh darüber. Der Grünton bringt einen schönen Kontrast zum Holz.»
In Rekordzeit haben es die Beteiligten geschafft, das Café Schelbert in Brunnen wieder auf Vordermann zu bringen. Im November 2023 wurde die Wiedereröffnung gefeiert. «Der Verlust des Ladens hat im ersten Moment wehgetan. Gleichzeitig haben wir nun das Beste herausgeholt und eine Lokalität bekommen mit besseren Abläufen, die auf dem neuesten Stand ist und mehr Plätze bietet, obwohl der Raum mit all den Vorschriften nicht grösser geworden ist», erklärt Schelbert. Und auch die Rückmeldungen der Gäste sind durchwegs positiv.
«Wir haben einen Laden bekommen, der bessere Abläufe bietet, auf dem neuesten Stand ist und mehr Sitzplätze bietet, obwohl der Raum mit all den Vorschriften nicht grösser geworden ist.»
Weiterhin auf Expansionskurs
«Ich brauche immer ein Ziel vor Augen», sagt Reto Schelbert. Das sei auch der Grund, dass er dem Verlust nicht lange nachgetrauert habe. Und die Entwicklung der Conditorei Schelbert AG geht auch in Zukunft weiter: Ein ausgewogenes qualitatives Wachstum, um die langfristige und gesunde Existenz der Firma zu ermöglichen. «Der damalige Schritt meiner Eltern zur Expansion brauchte viel Mut und war der Grundstein für den Erfolg heute», ist Schelbert überzeugt. Aktuell wird in Muotathal ein Showroom realisiert. Da sehen Interessierte, dass in Muotathal trotz modernster Maschinen das Traditionelle im Mittelpunkt steht und neben bewährten Spezialitäten immer wieder Neues kreiert wird. «Wir haben immer wieder frische Ideen», sagt der gelernte Bäcker-Konditor-Confiseur und präsentiert das Glückspops, eine knusprige Spezialität hergestellt mit Mais und Schokolade aus der Region. Aber eines ist dem jungen Geschäftsführer wichtig: Die Freude an der Arbeit. Die habe er von seinem Vater mit auf dem Weg bekommen. Und diese will er einst auch seinen Kindern weitergeben.
Conditorei Schelbert AG
Wilstrasse 9
6436 Muotathal
Gschwend AG Gastro-Bau
Talackerstrasse 52
3604 Thun