
Ein innovativer und nachhaltiger Lernort in Genf
Vor einem Jahr entstand in Genf ein neuartiger Ort, der ganz im Zeichen der Berufsbildung steht. Im August 2024 öffnete die Stiftung ForPro im Espace Tourbillon ihre Türen und begrüsste dort die ersten Jugendlichen sowie die Studierenden der Uhrmacherschule. Herzstück sind verschiedene modern ausgestattete Labs, die den Lernenden Raum zum Experimentieren, Entdecken und Orientieren bieten.
Die Mission von ForPro ist klar: In einem Land, in dem der akademische Weg oftmals bevorzugt wird, soll die Lehre aufgewertet werden. In Genf ist dieser Trend besonders ausgeprägt. «In Genf entscheiden sich nur 30 Prozent der Jugendlichen nach der obligatorischen Schulzeit für eine Lehre, gegenüber 60 Prozent im natio-nalen Durchschnitt», erklärt Vincent Tapponnier, Co-Leiter FoodLab, eines von mehreren Labs der Stiftung ForPro. Um diesem Ungleichgewicht entgegenzuwirken, entstand vor einigen Jahren die Idee eines Zentrums, das sich ausschliesslich der Förderung der Lehrlingsausbildung widmet. Im neuen Espace Tourbillon, im Herzen des Industriegebiets von Plan-les-Ouates, fand das Projekt schliesslich seine Verankerung. Dort, wo bereits renommierte Uhrenfirmen, Stiftungen und Sozialunternehmen zusammenleben, haben sich die Jugendlichen von ForPro und die Studierenden der Genfer Uhrmacherschule niedergelassen.
Sechs Stockwerke inklusive Attikageschoss
Das Zentrum erstreckt sich über sechs Stockwerke und vereint die Uhrmacherschule, verschiedene Labs für Entdeckungen und Experimente sowie zwei Restaurants. Im Erdgeschoss empfängt das PopUp-Café Jugendliche und Besucher in einer warmen, einladenden Umgebung, wo man Kaffee, Matcha oder hausgemachtes Gebäck geniessen kann. Im ersten und zweiten Stock bietet das LearningLab Coachings und Begleitung an, sowohl für Jugendliche als auch für deren Eltern. Hier gibt es ein vielfältiges Angebot an Workshops, das von Kommunikation über Fremdsprachen bis hin zum freien Sprechen vor Publikum reicht. Der bewusst modular gestaltete Raum ermöglicht es, je nach Lust und Laune im Sitzen oder im Stehen zu lernen und sich den Ort auf kreative Weise anzueignen.
«In Genf entscheiden sich nur 30 Prozent der Jugendlichen nach der obligatorischen Schulzeit für eine Lehre, gegenüber 60 Prozent im nationalen Durchschnitt.»
Wenn sich das Interesse an einem Beruf herauskristallisiert, geht es ins MakerLab. In diesem Raum können die Jugendlichen unterschiedliche Disziplinen wie Schreinerei, Metallverarbeitung, Nähen, Informatik oder Video – und bald auch Chemie – erforschen. Die Maschinen wurden von Ausbildungsbetrieben aus der Region gespendet, wodurch die Verbindung zwischen der Schule und dem lokalen Gewerbe gestärkt wird. Das MakerLab ist auch eine Startrampe für persönliche Projekte oder neu gegründete Marken.
Im GrandLab auf der gleichen Etage werden Ideen für Aufführungen, Modenschauen oder Ausstellungen zum Leben erweckt. «Die Jugendlichen entwerfen die Kostüme, denken sich die Inszenierung aus und führen ihre eigene Show auf. Das ist ein sehr beliebter Moment des Austauschs, sowohl für sie als auch für uns», sagt Vincent Tapponnier. Allein im Jahr 2024 haben bereits fast 140 Jugendliche an den vom Zentrum angebotenen Aktivitäten teilgenommen.
Im dritten und vierten Stockwerk befinden sich die Genfer Uhrmacherschule und die Werkstätten für Mikromechanik, in denen etwa 200 Studentinnen und Auszubildende von mehr als 50 Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet werden.
Das FactoryLab im fünften Stock ist ein Ort des Austauschs zwischen Fachleuten. ForPro teilt sich dort den Raum mit Unternehmen, die eng mit der Berufsbildung verbunden sind. Die Idee ist, über die blosse Aneinanderreihung von Büros hinauszugehen und gemeinsame Räume zu schaffen, die Synergien fördern und Menschen ein Sprungbrett in die Arbeitswelt bieten.
«Das Ziel ist es, ein Junior-Team zu gründen, in dem die Erfahreneren die Jüngeren begleiten.»
Im sechsten Stock schliesslich befindet sich eine Kinderkrippe sowie der Foodcourt mit vier Selbstbedienungsständen und ein À-la-carte-Restaurant. Sie sind öffentlich und bieten ein vielfältiges und erschwingliches kulinarisches Angebot, das vom Studentengericht für 6.40 Franken bis zum hausgemachten Burger oder Tagesmenü für 21 Franken reicht, Brot und Wasser inbegriffen. Auch hier stehen die Jugendlichen im Mittelpunkt des Prozesses: Die Dekoration wurde unter Mitwirkung eines Kollektivs namens LaRef entworfen, das auch an der Organisation von Veranstaltungen und Workshops beteiligt ist.
Nachhaltige Gastronomie von Nachwuchskräften getragen
Sowohl in der Küche als auch im Speisesaal ist der Nachwuchs allgegenwärtig. Von den rund 25 Mitgliedern des Teams befinden sich derzeit 13 in der Lehre. «Das Ziel ist es, ein Junior-Team zu bilden, in dem die Erfahreneren die Jüngeren begleiten», erklärt Vincent Tapponnier. Das gesamte Angebot wird vor Ort aus regionalen und biologischen Produkten zubereitet. Brot und Gebäck werden von der hauseigenen Bäckerei hergestellt. Das Zentrum hat sich dafür entschieden, PET und Aluminium zu verbannen und stattdessen Pfandflaschen und hausgemachte Zubereitungen wie Eistee zu verwenden. Das Geschirr, das aus wiederverwerteter Porzellanmasse hergestellt wird, und die auf Flohmärkten gefundenen Tassen, zeugen von diesem nachhaltigen Ansatz.
«Unsere Flexibilität bei den Investitionen spielte eine Schlüsselrolle.»
Für dieses Engagement wurde dem Zentrum das EcoCook-Label verliehen, mit dem Akteure im Bereich der nachhaltigen Gastronomie ausgezeichnet werden. Die Speisekarte wird vier- bis fünfmal im Jahr erneuert und durch Vorschläge der Jugendlichen bereichert.
Die Atmosphäre in den Restaurants ist entspannt und lebendig. Die offenen Küchen ermöglichen es, alle Berufe aufzuwerten, auch die, die sonst im Verborgenen ausgeübt werden. Private Salons ergänzen das Angebot und laden zu Geschäftsessen oder Meetings ein.
Von Hand zu vollautomatisch: Innovation für alle
Auch beim Kaffee setzt ForPro auf Qualität. Das Zentrum verfügt über zwei manuelle Rancilio Specialty Siebträgermaschinen und sieben vollautomatische Egro-Maschinen, die von der Egro Suisse AG geliefert wurden, einer wichtigen Anbieterin von Kaffeemaschinen. Das Unternehmen, das vor über 200 Jahren gegründet wurde und vor allem für die berühmte Bircherraffel bekannt ist, gehört seit 2008 zur Rancilio Group und vertreibt in der Schweiz die ikonischen italienischen Siebträgermaschinen.
ForPro ging im August 2023 auf Egro zu. Samuel Prieto, seit neun Jahren Area Sales Manager für die Westschweiz, erinnert sich an die Anfänge: «Alles begann mit einer Ausschreibung, dann kam Thierry Schlatter, Leiter des FoodLabs, zu uns an die Igeho.» Egro überzeugte durch die Anpassungsfähigkeit der Produkte und eine massgeschneiderte Leistungspalette. «Auch unsere Flexibilität bei den Investitionen spielte eine Schlüsselrolle.» Tatsächlich war das Zentrum bei der Planung noch unschlüssig, wie viele Maschinen es installieren sollte. In solchen Fällen bietet Egro verschiedene Finanzierungslösungen an. Schliesslich entschied sich die Stiftung für die Anschaffung der Geräte, die in enger Zusammenarbeit mit dem FoodLab und den Architekten ausgewählt worden waren und termingerecht geliefert und installiert wurden.
Im PopUp-Café und im À-la-carte-Restaurant sorgen zwei Rancilio Specialty Invicta dank präziser Einstellungen der Extraktionsparameter wie Vor- und Nachbrühen für einen hervorragenden Kaffee. «Für uns als Ausbildungszentrum war es wichtig, dass sich die Auszubildenden mit den technischen Handgriffen einer manuellen Maschine vertraut machen», ergänzt Vincent Tapponnier. Die Kaffeemühle Rancilio Kryo Elite vervollständigt die Auswahl. In den Büros und im Foodcourt stehen sieben Egro MoDe-Vollautomaten, die für ein hohes Konsumvolumen ausgelegt sind. Sie arbeiten mit frischer Milch, bieten kontaktloses Bezahlen und liefern dank Doppelmahlwerk kontinuierlich Kaffee in gleichbleibender Qualität. Ein weiterer Vorteil, der mit den Nachhaltigkeitswerten des Zentrums übereinstimmt, ist, dass der Kaffeesatz von einem lokalen Unternehmen mit dem Fahrrad eingesammelt und dann in Biogas umgewandelt wird.
«Alles kann individuell angepasst werden, vom Kaffeepreis über die Zeitfenster bis hin zur Auswahl der Getränke.»
Ein weiterer wichtiger Punkt für ForPro war das kontaktlose Bezahlen. «Wir haben die Maschinen in die App des Zentrums integriert, so dass Mitarbeiterinnen und Studenten ganz einfach ihr Guthaben aufladen und ihre Konsumationen bezahlen können», erklärt Samuel Prieto. Externe Besucherinnen und Besucher wiederum bezahlen direkt und kontaktlos per Karte oder über eine App. «Alles kann individuell angepasst werden, vom Kaffeepreis über die Zeitfenster bis hin zur Auswahl der Getränke. Hier haben wir zum Beispiel die Maschinen so eingestellt, dass sie sich abends und am Wochenende automatisch abschalten, um den Energieverbrauch zu senken.»
Im Falle einer Panne hilft ein Netzwerk von Technikerinnen und Technikern schnell, sieben Tage die Woche, das ganze Jahr über. Die jährlichen Revisionen werden während der Schulferien geplant. «So wird der Service nicht unterbrochen und die Arbeit der Lehrlinge nicht gestört», erklärt Samuel Prieto weiter. Vincent Tapponnier lobt diesen Ansatz: «Neulich kam der Techniker in Begleitung eines Lehrlings. Das ist ein gutes Beispiel für den Geist des Zentrums. Neben der Qualität des Kaffees wollten wir auch mit Ausbildungsbetrieben zusammenarbeiten, und Egro Suisse erfüllt dieses Kriterium voll und ganz.» Eine nachhaltige und innovative Zusammenarbeit, die die Philosophie von ForPro perfekt widerspiegelt.
Fondation ForPro
Route de la Galaise 23A
1228 Plan-les-Ouates
Egro Suisse AG
Bahnhofstrasse 66
5606 Dottikon