Firma in Etappen verkaufen: Kann das funktionieren?

04.05.2024
Gourmet 5/24
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Den meisten Inhaberinnen und Inhabern von KMU fällt es schwer, sich von ihrem Lebenswerk zu trennen. Ein Beitrag aus den VZ-News von Marc Alig, Experte Unternehmensnachfolge, den wir mit freundlicher Genehmigung des VZ VermögensZentrums publizieren.

Viele überlegen sich darum, ihre Anteile nicht auf einmal, sondern in Etappen zu verkaufen – zum Beispiel zuerst 40 Prozent der Aktien und den Rest ein oder zwei Jahre später. Ob sich das lohnt, muss man gut abwägen:

Vorteile: Die Inhaber haben mehr Zeit, um loszulassen. Sie bleiben an der Firma beteiligt und können ihr Know-how, ihre Erfahrung und ihre Kontakte weiterhin einbringen.

Nachteile: Die Übergabe wird schnell kompliziert. Die Erfahrung zeigt, dass sich Käufer und Verkäufer verzetteln, weil sie wichtige Punkte nicht zu Ende gedacht haben und darum im Prozess stecken bleiben. Das kann für beide Seiten desaströs enden.

Wenn Sie Ihre Firma in Etappen weitergeben wollen, müssen Sie sich darum besonders gut vorbereiten und den ganzen Prozess bis zum Schluss organisieren:

1. Planung

Verträge: Bei der schrittweisen Übergabe werden mehrere Personen Eigentümer der AG oder GmbH. Wenn man das nicht sauber regelt,  kann ein Minderheitsaktionär im Extremfall die Übergabe verhindern.  Schaffen Sie darum klare  Verhältnisse mit einem Aktionärbindungsvertrag. Darin regeln Sie Vorkaufsrechte, Mitverkaufsrechte und -pflichten, Rückkaufsrechte und die Folgen bei Tod und Invalidität. Zudem legen Sie mittels Kauf- oder Verkaufsverpflichtungen fest, wie die Aktien-Tranchen übertragen werden sollen. Alternativ können Sie das in einem Kaufvertrag machen. 

Bewertung: Beugen Sie Streit vor, indem Sie Ihre Firma von einer Fachperson bewerten lassen. Auf dieser Basis bestimmen Sie, zu welchem Preis die Tranchen verkauft werden.

Finanzierung: Käufer verfügen in der Regel nicht über genügend Eigenmittel, um alle Tranchen zu stemmen. Prüfen Sie darum, ob Sie sich als Verkäufer mit einem Darlehen an der Finanzierung beteiligen können – und wollen. Erstellen Sie dazu einen soliden Finanzplan. Er zeigt, ob das finanziell tragbar ist für Sie.

2. Umsetzung

Wenn alles gut vorbereitet ist, geht es darum, den Plan konsequent durchzuziehen. In dieser Phase übernehmen Inhaber typischerweise eine neue Funktion und geben sukzessive Verantwortung ab. Darum lohnt es sich, wenn Sie die Rollen und Aufgaben klar definieren.

3. Abschluss

Mit dem Verkauf der letzten Tranche ist die Nachfolge abgeschlossen. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer sind aber noch fit und hoch motiviert. Sie können weiterhin zum Erfolg ihrer ehemaligen Firma beitragen – etwa, indem sie im Mandatsverhältnis beratend zur Verfügung stehen.


Wie fit ist Ihre Firma für die Nachfolge?

Viele Unternehmerinnen und Unternehmer denken nicht ans Aufhören und möchten ihre Firma so lange wie möglich weiterführen. Das Referenzalter 65 ist allerdings auch für sie eine wichtige Schwelle, weil alle Sozialversicherungen darauf ausgerichtet sind. Eine ganze Reihe von Fristen und Einschränkungen sind mit dieser Altersgrenze verknüpft, und auch für die Steuern ist diese Altersgrenze relevant.

Tipp: Packen Sie Ihre Nachfolge 5 bis 10 Jahre vor 65 an. Sonst verpassen Sie die Chance, einen strukturierten Prozess aufzusetzen, alle finanziellen Folgen sorgfältig abzuklären und die Weitergabe steuerlich zu optimieren. Nehmen Sie sich Zeit für eine Standortbestimmung.


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