
Kann man als Unternehmer einfach so in Pension gehen?
Ein Beitrag aus den VZ-News von Stefan Kurmann, Experte Unternehmensnachfolge, den wir mit freundlicher Genehmigung des VZ VermögensZentrums publizieren. Für Unternehmerinnen und Unternehmer ist die Pensionierung komplizierter als für Privatpersonen. Wer alles richtig machen möchte, muss einige Punkte beachten.
Spricht man Unternehmerinnen und Geschäftsinhaber auf ihre Pensionierung an, antworten viele: «Unternehmer bleibt man ein Leben lang.» Tatsächlich arbeiten viele von ihnen länger als etwa Angestellte. Allerdings ist die Altersgrenze von 65 auch für sie relevant. Denn alle Sozialversicherungen sind darauf ausgerichtet, und es gibt eine Reihe von Einschränkungen und Fristen. Es lohnt sich darum, über die folgenden Themen nachzudenken.
Emotionen
Die Nachfolge zu regeln, ist eine der wichtigsten Aufgaben in einer Unternehmer-Karriere. Viele verdrängen diese Verantwortung oder schieben sie hinaus. Das ist problematisch für die Firma und damit für Mitarbeitende, Kunden und Lieferanten.
Tipp: Planen Sie Ihre Nachfolge fünf bis zehn Jahre vor der Weitergabe. Denn Zeitdruck schwächt Ihre Verhandlungsposition und führt oft zu erheblichen steuerlichen und anderen finanziellen Nachteilen.
Vermögen
Wer seine Firma verkauft, muss in der Regel vom Vermögen leben. Den Vermögensverzehr muss man rechtzeitig planen – dieser Punkt wird oft massiv unterschätzt.
Tipp: Lassen Sie den Wert Ihrer Firma professionell ermitteln (siehe Spalte rechts). Und machen Sie einen Finanzplan. Er zeigt auf, wie sich Ausgaben, Einnahmen und Vermögen nach der Übergabe entwickeln und wie sich der Bezug der Pensionskassengelder auswirkt. Erst dann wissen Sie, wie viel der Verkauf mindestens einbringen muss, um das Leben danach zu finanzieren.
Familie
Wenn ein Kind die Firma übernimmt, ist die Übergabe aus güter- und erbrechtlicher Sicht komplex. Denn oft fehlen die Eigenmittel, um die Miterben auszuzahlen.
Tipp: Mit einem Finanzplan können Sie die Folgen einer Schenkung an Ihre Kinder am besten abschätzen. Und prüfen Sie rechtzeitig, wie Sie Testament, Ehe- und Erbverträge sowie einen Aktionärsbindungsvertrag so einsetzen, dass alles reibungslos klappt.
Vorsorge und Steuern
Es kann sinnvoll sein, die Vorsorge mit Pensionskassen-Einkäufen zu verbessern. Ist das Einkaufspotenzial bereits ausgeschöpft, kann man es mit einer Zusatzvorsorge erhöhen. Wenn man das rechtzeitig macht, kann man zusätzlich Steuern sparen.
Tipp: Nutzen Sie die gesetzlichen Möglichkeiten und prüfen Sie, wie Sie mit einer optimierten Pensionskassenlösung Ihre Leistungen im Alter verbessern und gleichzeitig Spielraum für Steuerersparnisse schaffen.
Wie ermittle ich den Wert meiner Firma?
Wer seine Firma verkaufen will, muss ihren Wert so genau wie möglich kennen. Das ist anspruchsvoll. Denn es gibt eine Reihe von Bewertungsmethoden, die zu unterschiedlichen Resultaten führen. Diese Resultate müssen richtig interpretiert werden, um sich einem realistischen Verkaufs-
wert anzunähern.
Dieser Wert dient dann als Basis für die Preisverhandlungen. Der tatsächlich erzielte Preis hängt noch von weiteren Faktoren ab:
Angebot und Nachfrage
Verhandlungsgeschick
Nachfolgeziele: Bei einer Übergabe in der Familie hängt der Preis davon ab, ob die Inhaber einen «Rabatt» gewähren wollen und ob die Ansprüche der pflichtteilgeschützten Erben ausgeglichen werden müssen.
Tipp: Lassen Sie Ihre Firma von einer erfahrenen Fachperson bewerten. Das lohnt sich. Denn erst eine professionelle Bewertung zeigt die tatsächliche Marktfähigkeit in der Zukunft und das Potenzial, das im Betrieb steckt. Nur so lässt sich eine realistische und nachvollziehbare Bandbreite für den Verkaufspreis abstecken.