Offener Brief an Andreas Züllig, Präsident HotellerieSuisse
Sehr geehrter Herr Züllig, was die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich dieser Tage in Bezug auf die unmittelbare Zukunft des Schweizer Tourismus und der Schweizer Hotellerie kundgetan hat, dürften Sie als Präsident von HotellerieSuisse mit besonderer Genugtuung zur Kenntnis genommen haben: Die renommierten Prognostiker und Konjunkturforscher der KOF haben nicht mehr und nicht weniger verlauten lassen, als dass sich die Schweizer Hotellerie in der Wintersaison 2021/22 und in der Sommersaison 2022 vom Corona-Schock weitgehend erholen dürfte. Die Branche dürfte sich also zeitnah eines Zertifikats mit der Auszeichnung «Genesen» erfreuen!
Das freut mich für Sie in Ihrer Eigenschaft als Präsident von HotellerieSuisse und damit einer von Corona arg gebeutelten Branche, aber auch in Ihrer Eigenschaft als Hoteleigentümer des nach wie vor erfolgreichen Hotel Schweizerhof in Lenzerheide.
Konkret rechnen die KOF-Prognostiker in der bevorstehenden Wintersaison für die Hotellerie im schweizerischen Alpenraum mit einer markanten Zunahme der Hotelübernachtungen gegenüber der Vorjahressaison – dies, nachdem damals die Zahl der Logiernächte gegenüber der Wintersaison vor der Pandemie um 13 Prozent sank. Mehr noch:
Das Übernachtungsvolumen von Gästen aus der Schweiz und aus Europa könnte sogar das Vorkrisenniveau übertreffen. Die erfreulichen Aussichten dürften allerdings in erster Linie auf die bekannten alpinen Wintersportdestinationen zutreffen – und kaum auf die darbende Stadthotellerie. Als Begründung für den «Nach-Corona-Boom» nennen die KOF-Konjunkturforscher den erwarteten «Nachholbedarf» bei den Schweizer Gästen und jenen aus dem benachbarten Ausland. In der alpinen Hotellerie sollte es also wieder so «brummen» wie vor der Pandemie! Und auch für die Sommersaison 2022 rechnet die KOF mit einer starken Erholung der Schweizer Ferienhotellerie – zumindest bei den Schweizer Gästen und jenen aus Europa.
Als krisenbewährter und sachlich-besonnener HotellerieSuisse-Präsident werden Sie, lieber Herr Züllig, allerdings «den Ball flach halten» wollen. Denn es gibt in diesen Zeiten nach wie vor überdurchschnittlich und ungewöhnlich grosse Unsicherheiten, welche die schönen Aussichten tangieren oder zunichte machen könnten: Da ist einmal die Gefahr einer Verschlimmerung der Pandemie, welche erneute Einschränkungen und Schliessungen zur Folge haben könnte. Da steht auch die Gefahr lokaler oder regionaler Infektionsausbrüche insbesondere dort im Vordergrund, wo die Impfquote nicht das notwendige Niveau erreicht hat. Da könnten auch neue Virus-Mutationen auftauchen, welche den bestehenden Impfschutz umgehen könnten. Und schliesslich ist da noch die Unsicherheit über den Ausgang der Volksabstimmung von Ende November 2021 über das Covid-19-Gesetz, deren Ergebnis alles in Frage stellen könnte.
Wie auch immer: Ich wünsche Ihnen, lieber Herr Züllig, Ihrer Branche und Ihrem Hotel Schweizerhof eine erfolgreiche Zukunft – über die kommende Winter- und Sommersaison hinaus!
Freundliche Grüsse vom Gourmetland in die «sonnige Heide»!
René Frech, Chefredaktor