«Papa, ich will die Firma nicht»: Ein Dilemma für viele KMU

30.04.2025
Gourmet 5/25
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Ein Beitrag aus den VZ-News von Marc Alig, Experte Unternehmensnachfolge, den wir mit freundlicher Genehmigung des VZ VermögensZentrums publizieren. Viele Firmen, die ihre Nachfolge regeln müssen, stehen vor einer ungewissen Zukunft. Wenn die Kinder nicht übernehmen wollen, haben es vor allem KMU schwer.

Jede sechste Firma muss in den nächsten Jahren ihre Nachfolge regeln. Das sind deutlich mehr als noch vor zwei Jahren. Betroffen sind vor allem KMU mit bis zu 50 Mitarbeitenden. Viele Unternehmerinnen und Geschäftsinhaber gehören zur Generation der Babyboomer, die jetzt in Pension geht – ihnen fehlen Nachfolger.

Besonders frustrierend ist das für Familienbetriebe. Oft sind die Erwartungen hoch, dass die Kinder die Firma übernehmen. Viele Nachkommen verfolgen aber andere Lebensmodelle. Und selbst wenn sie dazu bereit sind, ist die Weitergabe nicht einfach:

Meistens macht der Betrieb den Hauptteil des Nachlasses aus. Davon steht allen pflichtteilsgeschützten Erben ein Mindestanteil zu. Die wenigsten Kinder, die übernehmen, haben genug Eigenmittel, um ihre Miterben auszuzahlen.

Dazu kommt, dass bei der Erbteilung der Marktwert zum Todeszeitpunkt zählt – nicht der Wert bei der Übergabe. Wird die Firma also zu Lebzeiten zu einem tieferen Preis weitergegeben, führt die Differenz zum Marktwert im Todesfall oft zu grossen Problemen.

Tipp: Um alle Erben fair zu behandeln, müssen Sie den Prozess früh starten. Aus güter- und erbrechtlicher Sicht ist das komplex. Holen Sie sich Unterstützung, wenn Sie unsicher sind. Eine Fachperson zeigt Ihnen, wie Sie Testament, Ehe- und Erbvertrag sowie Aktionärsbindungsvertrag richtig einsetzen.

Entscheidend ist eine objektive Bewertung

Auch wer seine Nachfolge innerhalb der Familie regeln will, sollte einen Plan B haben und parallel prüfen, ob sich ein Verkauf lohnt. Dabei gibt es einiges zu beachten:

Passende Käufer zu finden, ist eine «Knochenarbeit». Wer es auf eigene Faust versucht, steht am Ende oft mit leeren Händen da. Und selbst wer sich von Profis mit einem grossen Netzwerk begleiten lässt, muss zwei Jahre einplanen.

Die aufwendige Suche nach Käufern entfällt, wenn man die Firma an erfahrene Mitarbeitende weitergeben kann. Trotzdem dauert dieser Prozess erfahrungsgemäss drei bis vier Jahre. Grund ist, dass viele Inhaberinnen und Inhaber den Wert ihrer Firma zu hoch einschätzen. Mitarbeitende haben in der Regel aber nicht genug Eigenkapital, um die Anteile zu übernehmen.

Tipp: Die Meinungen über den richtigen Firmenwert gehen oft auseinander. Darum ist eine professionelle Bewertung die beste Basis für alle weiteren Schritte – sowohl bei der Übergabe in der Familie als auch beim Verkauf.

Wie viel ist Ihre Firma wert?

Eine objektive Bewertung gibt Aufschluss über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Firma. Sie ist die Voraussetzung, um eine realistische und nachvollziehbare Bandbreite für den Verkaufspreis abzustecken.

  • Die Bewertung macht neben dem Marktwert auch finanzielle Abhängigkeiten sichtbar. 
  • Je nachdem, wie hoch der Wert ist und welche Nachfolge-Optionen infrage kommen, lassen sich auch die künftige Marktfähigkeit und das Potenzial der Firma beurteilen.
  • Eine Bewertung ist entscheidend, weil sie auch zeigt, wie viel Kapital Nachfolger aufbringen müssen. 
  • Das wiederum hilft, den Kreis der zahlungsfähigen Käufer einzugrenzen.
  • Mit der Bewertung werden Bilanzpositionen bereinigt. Diese Bereinigung macht die stillen Reserven und damit die latenten Steuern darauf sichtbar.
  • Oft sind die Kinder die Favoriten für die Nachfolge. Erbrechtlich ist das besonders anspruchsvoll. Hier hilft die Bewertung, abzuwägen, ob man der Tochter oder dem Sohn einen Preisabschlag gewähren kann.

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