Schweizer Paraplegiker-Zentrum – clevere Speiseverteilung im Zusammenspiel von Induktion & Umluftkühlung

04.07.2025
Gourmet 7/8/25
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Im Schweizer Paraplegiker-Zentrum in Nottwil werden Querschnittgelähmte teils über mehrere Monate hinweg behandelt. Entsprechend abwechslungsreich sollen ihre Mahlzeiten sein – nebst dem Umstand, dass sie den speziellen Bedürfnissen von Menschen im Rollstuhl gerecht werden müssen. Dass die Speisen jeden Tag pünktlich und in optimaler Temperatur bei den Patientinnen und Patienten eintreffen, dafür sorgt das bewährte Speiseverteilsystem der Schmalz Distributions-Systeme AG aus Nidau.

Es herrscht reges Treiben in der grossen Halle, die einen beim Betreten des Schweizer Paraplegiker-Zentrums im luzernischen Nottwil in Empfang nimmt. Es sind längst nicht nur Menschen im Rollstuhl, die man hier antrifft. Ärztinnen, Ärzte und Pflegepersonal sind ebenso unterwegs wie Angehörige von Patientinnen und Patienten oder Besucher, die sich das Zentrum zeigen lassen. Zu sehen gibt es einiges. In den mehreren Jahrzehnten seines Bestehens hat das Zentrum am Sempachersee sein Angebot fortwährend ausgebaut.

Die Geschichte des Schweizer Paraplegiker-Zentrums beginnt bereits vor seiner Entstehung – mit der Gründung der Schweizer Paraplegiker-Stiftung, die dieses Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiert. Sie wurde 1975 vom Schweizer Arzt Guido A. Zäch ins Leben gerufen, unterstützt Menschen mit Querschnittlähmung  seither finanziell bei der Beschaffung benötigter Hilfsmittel und setzt sich für ihre Chancengleichheit ein. Die Stiftung ist Trägerin der Schweizer Paraplegiker-Gruppe, die ein Netzwerk diverser Einrichtungen in den Bereichen Rehabilitation, Forschung, Ausbildung und Integration betreibt. Dazu zählt das Schweizer Paraplegiker-Zentrum, in welchem Querschnittgelähmte nicht nur eine Erstversorgung nach einem Unfall erhalten, sondern eine lebenslange, regelmässige Betreuung vorfinden. In Nottwil befindet es sich heute, weil das vormalige Zentrum in Basel Mitte der 1970er-Jahre langsam aber sicher zu klein wurde und eine Erweiterung nicht möglich war. So entstand die Idee eines komplett neuen Zentrums.

Alles aus einer Hand

In Nottwil fand man schliesslich den nötigen Platz und die passenden Bedingungen. 1990 konnte der Neubau nach dreieinhalb Jahren Bauzeit eröffnet werden. Seither wurde das Schweizer Paraplegiker-Zentrum unter anderem um mehrere Forschungsabteilungen, Ausbildungsstätten für die Umschulung von Querschnittgelähmten oder eine Trainingshalle für Rollstuhlsport ergänzt. 2020 konnten eine umfassende Sanierung und eine Erweiterung des Zentrums abgeschlossen werden. Heute verfügt es über 200 Betten für seine Patientinnen und Patienten.

Querschnittgelähmte finden in Nottwil alles vor, was ihre gesundheitlichen Bedürfnisse erfordern – um das Ziel, sie zu rehabilitieren und in die Gesellschaft sowie Berufswelt zu reintegrieren, zu erreichen. Die Spezialisten bieten Diagnostik, operative Eingriffe, diverse Therapien sowie Pflege und Betreuung auf dem modernsten Stand der Forschung. Mit massgeschneiderten Umschulungsmöglichkeiten werden Menschen mit Querschnittlähmung auf eine neue berufliche Situation vorbereitet.

Die Patientinnen und Patienten halten sich hier je nachdem monatelang auf. Entsprechend gefordert sind damit auch die Mitarbeitenden in der Küche, die sie verpflegen. In dieser sind schon seit rund 20 Jahren Reto Garbely und Urs Kneubühler aktiv. Als Leiter Gastronomie beziehungsweise Küchenchef sorgen sie dafür, dass das 40-köpfige Küchenteam täglich rund 1000 Mahlzeiten in guter Qualität produziert. Nebst dem Mittag- und Abendessen für die etwa 180 Patientinnen und Patienten im Haus versorgt das Team während der Woche auch 600 Gäste pro Tag mit zwei Tagesmenüs, einem vegetarischen Buffet und einem Salatbuffet im hauseigenen, öffentlichen Restaurant Centro. Zu den Gästen zählen Mitarbeitende der Schweizer Paraplegiker-Gruppe – insgesamt rund 2000 Personen – ebenso wie Angehörige der Patientinnen und Patienten, Dorfbewohner, Besucher des öffentlichen Hallenbads oder Handwerker, die in der Umgebung arbeiten.

30 Prozent weniger Nahrungsbedarf

«Grundsätzlich benötigen Querschnittgelähmte keine besondere Kost», sagt Gastronomie-Leiter Reto Garbely. «Bei Menschen mit einer akuten Verletzung sind lediglich mehr Proteine erforderlich, um den Heilungsprozess zu unterstützen.» «Und auch die Menge ist geringer», ergänzt Küchenchef Urs Kneubühler. Durch den reduzierten Energieverbrauch beträgt der Grundbedarf rund 30 Prozent weniger. «Ausser, man betreibt viel Sport.»

Auch dem Umstand, dass viele Patientinnen und Patienten mehrere Monate im Schweizer Paraplegiker-Zentrum verbringen, trägt die Küche Rechnung. «Wir haben keinen fixen Menüplan, der sich wiederholt, wie das vielleicht in einem Spital üblich ist», so Urs Kneubühler. «Gewisse Gerichte gibt es bei uns nur zweimal im Jahr.» Dabei wolle man möglichst saisonal sein. Auch Spezialwünsche werden berücksichtigt. «Wenn jemand beim Frühstück einen speziellen Käse wünscht, versuchen wir diesen Wunsch zu erfüllen», sagt Reto Garbely.

Speiseverteil-Lösung aus Nidau – seit 25 Jahren im Einsatz

Ein weiteres Anliegen bei der Verpflegung ist: Trotz der grossen Anzahl an Patientinnen und Patienten sollen diese ihr Essen pünktlich erhalten – ohne Abstriche bei der Qualität. Viele nehmen ihre Mahlzeiten im Zimmer oder im Speisesaal auf ihrer Station ein. Das Küchenpersonal transportiert die Gerichte dazu vom ersten Untergeschoss ins erste Obergeschoss. Die langen Gänge beanspruchen Zeit.

Seit Jahrzehnten setzt das Schweizer Paraplegiker-Zentrum deshalb bei der Verteilung der Speisen auf die Induktionstechnik der Schmalz Distributions-Systeme AG aus Nidau. Bereits 1999 wurde das System in Nottwil eingeführt. Zu seinen Bestandteilen zählt ein Speisenverteilband in der Küche, auf welchem sich die Gerichte effizient auf die Tabletts verteilen lassen. Am Ende des Portionierbandes werden die fertig bestückten Tabletts in den Induktions-Speiseverteilwagen platziert, in denen das Essen zu den Patientinnen und Patienten gebracht wird. 24 Tabletts finden in einem solchen Verteilwagen Platz. Seit sieben Jahren erfüllen 15 Wagen des Modells ITW CC «Clima-Control» diese Aufgabe. Mit ihnen lassen sich heisse und kalte Speisen auf dem gleichen Tablett transportieren.

«Der Tellerrand wird dabei soweit erhitzt, sodass für die Patientinnen und Patienten keine Verbrennungsgefahr besteht – übrigens auch nicht, wenn sie das Tablett auf den Schoss nehmen.»

Beat Schmalz, Inhaber und Geschäftsführer der Schmalz Distributions-Systeme AG.

Möglich macht dies die von der Firma Schmalz entwickelte und komplett in der Schweiz gefertigte Induktionstechnik, welche die zu erwärmenden Speisen punktgenau, gleichmässig, nährstoffschonend und energieeffizient regeneriert. «Der Tellerrand wird dabei soweit erhitzt, sodass für die Patientinnen und Patienten keine Verbrennungsgefahr besteht – übrigens auch nicht, wenn sie das Tablett auf den Schoss nehmen», so Beat Schmalz, Inhaber und Geschäftsführer der Schmalz Distributions-Systeme AG.

Mittels aktiver Umluftkühlung «Clima-Control» und integrierter UVC-Entkeimung (zur Abtötung von Viren und Bakterien der Umluft) werden die Kaltkomponenten während der Regeneration kalt gehalten. Das Ganze passiert bei sehr geringen Lärmemissionen, sodass die Patienten, vor deren Zimmern die Speiseverteilwagen platziert sind, nicht davon gestört werden.

Die speziell beschichteten Teller, Suppen- und Saucenschalen passen genau in die vorgesehenen Positionierungen auf dem Tablett. Beat Schmalz hat diese zusammen mit dem renommierten deutschen Porzellanhersteller Seltmann Weiden entwickelt. «Die Induktionsbeschichtung ist perfekt auf die Induktionstechnik abgestimmt für ein gleichmässiges Erwärmen der Speisen auf dem Teller», sagt der erfahrene Geschäftsinhaber der Schmalz Distributions-Systeme AG.

Unkomplizierte Zusammenarbeit wird geschätzt

Mitarbeitende fahren die Speiseverteilwagen schliesslich auf die Etagen. Intelligente Lösungen vereinfachen die Arbeit. Gefragt sind Lösungen um Mitarbeitende zu entlasten. Dank des E-Drive-Systems, das fünfte Rad am Wagen, werden die Tablettwagen mittels geräuscharmem Elektromotor mühelos gefahren. Bereits heute bietet das auf Speiseverteillösungen spezialisierte Unternehmen aus Nidau Transportwagen für AMR-Robotersysteme an (siehe Box).

Was die Berner Firma ausserdem auszeichnet, ist der unkomplizierte Zugang zu ihren Kundinnen und Kunden. «Hier sitzt der Patron noch selbst am Tisch und skizziert besprochene Lösungen eigenhändig aufs Papier, die dann mit seinem Team auf die kundenspezifischen Bedürfnisse hin gefertigt werden», sagt Reto Garbely. Das ermögliche auch eine sehr geschätzte Flexibilität bei Änderungswünschen. Diese zeigte sich beispielsweise bei den Abräumwagen im Restaurant Centro, die ebenfalls von der Schmalz Distributions-Systeme AG stammen. Sie sind spezifisch auf die Bedürfnisse des Zentrums zugeschnitten und in ihrer Höhe so gestaltet, dass auch Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer problemlos Zugang dazu haben – ganz im ursprünglichen Sinne der um Chancengleichheit bemühten Schweizer Paraplegiker-Stiftung.


Automatisierte Speiseverteilung

Nebst den Speiseverteilwagen, die sich dank «E-Drive»-Elektromotor mit wenig Kraft manövrieren lassen, bietet die Schmalz Distributions-Systeme AG heute auch schon vollautomatisierte Verteilwagen an. Der «Automated Mobile Robot» (AMR) bewegt sich völlig selbstständig durch die Gänge einer Einrichtung an sein Ziel. Der Mensch muss somit lediglich noch die Fahrtwege programmieren, die der automatisierte Wagen zurücklegen soll. In diversen Kliniken in der Schweiz sind solche Transportwagen bereits im Einsatz.


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Schweizer Paraplegiker-Zentrum

Guido-A.-Zäch-Strasse 1

6207 Nottwil


Schmalz Distributions-Systeme AG

Hauptstrasse 92

2560 Nidau


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