Bern, 16. März 2021/RF

Sehr geehrter Herr Bundesrat

24.03.2021
Gourmet 1/2/3/21
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Herrn Bundesrat Alain Berset

Vorsteher des Departements des Innern

Bundeshaus West

Inselgasse 1

3003 Bern

Bern, 16. März 2021/RF

Sehr geehrter Herr Bundesrat

Seit einem Jahr befindet sich die Schweiz in einem «Ausnahmezustand»: Die Corona-Pandemie hat das Leben der Schweizerinnen und Schweizer fest im Griff. Und Sie als Gesundheitsminister stehen mittendrin. Sie haben Land und Leute bislang leidlich erfolgreich durch diese gesundheitliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Krise geführt. Das wird in der Bevölkerung mehrheitlich auch so wahrgenommen. Ihre Glaubwürdigkeit und Ihre Popularität sind im Corona-Jahr sogar gestiegen. Auch wenn es immer wieder zu Pannen und Pleiten aus dem Ihnen unterstellten Bundesamt für Gesundheit gekommen ist – eines muss man Ihnen und damit auch dem gesamten Bundesrat attestieren: Sie navigieren das Land mit bestem Wissen und Gewissen durch diesen dichten Krisen-Nebel.

Und dennoch: Langsam hat es die gesamte Bevölkerung satt, mit all den Corona-Einschränkungen noch länger leben zu müssen. Die Leute möchten wieder zu ihrem alten und normalen Leben zurückkehren. Die Corona-Müdigkeit im Schweizer Volk ist greif- und spürbar, und immer breitere Kreise fragen sich, ob das mit den Corona-Regeln und der totalen oder teilweisen Lahmlegung von Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft wirklich der Weisheit letzter Schluss ist,  zumal eigentlich ein konkreter und vielversprechender Weg aus der Misere vorhanden wäre: Die Impfung gegen das Virus! Nur eben: Genügend Impfstoff sollte vorhanden sein und auch genügend Infrastrukturen und Kapazitäten, um diesen Impfstoff an die Frau und den Mann zu bringen. Und genau hier, bei diesem sogenannten «Game-Changer», haben Sie, die Landesregierung und Ihr Bundesamt für Gesundheit sowieso total versagt. Es kann doch nicht sein, dass man den alles entscheidenden Bereich – die Beschaffung und Verteilung des Impfstoffs – irgendeiner subalternen  Vizedirektorin aus irgendeinem Amt anvertraut und just erst noch einer Person, welche sich weder als Sympathieträgerin noch als herausragende Kommunikatorin auszeichnet. Impfstoffbeschaffung und -Verteilung müsste doch Chefsache sein. Und der Chef sind Sie. Eigentlich müssten Sie seit Monaten mit einem ansehnlichen Bündel Schweizerfranken rund um die halbe Welt jetten und mit den verschiedenen Impfstoff-Konzernen wirklich verbindliche Lieferverträge abschliessen statt im Bundeshaus zu sitzen und regelmässig nichtssagende bundesrätliche «Points de Presse» abzuhalten. Dann würde die Schweiz vielleicht doch auch zu den Impf-Turbos gehören und nicht mit den Impf-Schnecken rumkriechen. Dann wären nach drei Monaten sogenannter Impfkampagne alle über 50-Jährigen geimpft und geschützt. Was Donald, Joe, Boris und Benjamin können, sollte eigentlich auch der vermeintliche «Super-Alain» können…!

Aber ja: Ein «Super-Man» und «Super-Mario» sind Sie ja auch nicht. Also hätten Sie vielleicht auf die Idee kommen können, das vereinigte Impf-, Pharma- und Logistik-Knowhow in Form erfolgreicher und bestandener Pharma- und Krisenmanager zusammenzutrommeln und zu einem bundesrätlichen Corona-Krisenstab zu bündeln, damit all diese (auch unternehmerischen) Persönlichkeiten ihre globalen Connections in den Dienst der Schweiz und ihrer impfwilligen Bevölkerung gestellt hätten. Doch nichts davon ist geschehen. Und vielleicht hätte sogar auch nur die Einsicht genügt: «Warum auch in die Ferne schweifen, schau, das Gute liegt zu nah…» (bei Lonza in Visp!) oder so…

Wie auch immer: Es gibt keinen, aber auch wirklich keinen einzigen Grund, die Gastro-Branche – als notabene noch einziger Wirtschaftszweig – für die Versäumnisse der helvetischen Pandemie-Bekämpfung bluten und ausbluten zu lassen!

An Ihrer Stelle hätte ich schlaflose Nächte! Gehen Sie in sich! Und handeln Sie endlich richtig – jenseits von Lockdowns, Schliessungen und Einschränkungen!

Mit freundlichen Grüssen

René Frech, lic.rer.pol Verleger, Chefredaktor

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