Tradition – Erbe – Innovation

02.09.2024
Gourmet 9/24
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In unserer Branche sind wir oft mit Traditionen verbunden, und manchmal ist es schwierig, gewisse Prozesse zu verändern, um Innovation und Fortschritt Platz zu lassen. Durch die Betonung von Tradition und Erbe in der Hotellerie und Gastronomie wird nicht nur eine Verbindung zur Vergangenheit gepflegt, sondern auch ein einzigartiges, authentisches Erlebnis für die Gäste geschaffen, das in einer zunehmend globalisierten Welt besonders wertvoll ist und geschätzt wird.   

In der Hotellerie und Gastronomie sind viele Betriebe in Familienbesitz. Kommt es zu einem Generationenwechsel, werden, nebst oft schwierigen Abläufen der Übernahme, auch Traditionen gebrochen, weil Innovation und Fortschritt mit der jüngeren Generation in den Betrieb gebracht werden. Wie weit darf hier Veränderung stattfinden? Ist es legitim, zu modernisieren, zu ändern oder sollte auf die Werte der Vergangenheit, der Familie gesetzt werden? Gelingt dieser Spagat zwischen Tradition und Moderne? Wie weit darf die jüngere Generation gehen? Hat Innovation in der Familienhotellerie überhaupt Platz? Viele solche Fragen stellen sich Familien, die vor grossen Herausforderungen in Bezug auf die Nachfolgeregelung stehen. Es geht darum, ein emotionales Erbe in neue Hände zu geben, ein intensiver Prozess in jeder Beziehung.  

In der Berghotellerie und Alpengastronomie spürt man diese Veränderungen und Erneuerungen im Generationenwechsel unseres Erachtens stark. Neue Konzepte entstehen, Altes wird verbessert, überdacht und vorangetrieben. Einige Betriebe fahren aber auch mit der jüngeren Generation genau die gleiche Schiene, auch das kann Erfolg haben und hat seinen Platz.  

Ein nicht zu unterschätzender Punkt in diesem Prozess sind ganz klar die Stammgäste. Oft tragen sie einen Betrieb, fühlen sich mit dem Haus und den Gastgebern verbunden, ja, es entstehen fast freundschaftliche Beziehungen, und so manch einen Stammgast kann dieser Veränderungsprozess geprägt von Innovation und Fortschritt beflügeln oder eben auch verunsichern. Sprüche wie «vorher war es besser» oder «bei Ihren Eltern käme das nicht in Frage» bringen viele Junge an Grenzen, und schnell ist man wieder im alten, vertrauten, aber oftmals staubigen Schema. Aber zum Glück gibt es dennoch viele junge motivierte Hoteliers und Gastronominnen, die sich nicht einschüchtern lassen und ganz nach dem Motto «das eine tun, ohne das andere zu lassen…» funktionieren. 

Auch wir haben unseren eigenen Betrieb aufgebaut, viel Leidenschaft an den Tag gelegt, enorm viel Zeit in unser Projekt gesteckt, Konsequenzen akzeptiert und hohe finanzielle Risiken auf uns genommen. Wenn es dann einmal darum geht, unseren Betrieb an nächste Generationen weiterzugeben oder ihn allenfalls zu verkaufen, werden viele Emotionen ins Spiel kommen. 

Caroline wurde zu Beginn ihrer Ausbildung im Bereich Hotellerie ganz stark von den Grossmüttern geprägt, inspiriert und geformt. Beide waren in der Hotellerie und Gastronomie tätig und waren stolz, dass Caroline in ihre Fussstapfen trat. Als dann sogar noch ein Koch ins Leben von Caroline kam, war vor allem eine Grossmutter wie verzaubert und blickte mit Motivation und Gelassenheit auf die Veränderung in ihrem Landgasthof, die Nachfolgeregelung schien perfekt. Doch Caroline zog es in die Hotellerie und vor allem in die Berge… 

Es ist schön und beruhigend, wenn ein Hotel oder ein Restaurant in der gleichen Familie bleibt, aber wie oben erläutert, ist dies ganz und gar nicht selbstverständlich, und der Weg zu einem einwandfreien und harmonischen Wechsel ist oft holprig und schwierig für alle Beteiligten. Die Nachfolgeregelung beschäftigt viele Menschen. In unserer Branche sind solche Themen mit Emotionen verbunden. Es geht schliesslich um Lebenswerke, um mit viel Fleiss und Schweiss aufgebaute Projekte, die für viele alles bedeuten und ein ganzes Leben gefüllt und erfüllt haben. 

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Gastronomie und Hotellerie von der Synergie zwischen Tradition, Erbe und Innovation lebt. Das Gleichgewicht ist entscheidend für die Entwicklung, denn es ermöglicht, die Wurzeln zu ehren und gleichzeitig neue Herausforderungen und Chancen anzugehen. Die harmonische Verbindung von Tradition, Erbe und Innovation schafft eine nachhaltige Basis, auf der Vergangenheit und Zukunft gleichermassen gedeihen und gemeinsam den Weg in eine erfolgreiche Zukunft weisen. 

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